rügen und die camper


Letzte Woche war ich mit Thilo für vier Tage Fahrradfahren auf Rügen. Sehr interessant, wer sich da alles rumtummelt.
Angefangen hat die Sache im Zug von Rostock nach Bergen. Dort durften wir einige Zeit – stehend – mit verschiedenen Fahrradfahrern verbringen. Dazu kamen die Leute die sich durch die Fahrräder wanden, um sich der Kloschlange anzuschließen. Jedes mal, wenn eine junge, gut aussehende Frau vom Klo zurück durch die Räder zum Platz wollte, kamen sehr lustige Kommentare von zwei Männer um die 60: „Na, hat alles geklappt?“ Das schöne war, dass ich beim eigenen Gang auf besagtes Klo irgendwelche Reste von Tampons an der Klobrille entdecken durfte.
Nachdem wir herausfanden, dass es den einen Campingplatz, den wir angesteuert hatten, nicht mehr gab, fuhren wir einige Kilometer weiter nach Göhren zum Nächsten. Dort hatten wir einen Platz fürs Zelt auf einem schönen, geringflächigen aber hohen Hügel, von dem man alles sehen konnte: Die Coole Gang mitsamt Chicas. Die Familie mit zwei kleinen Jungen, die solange Fange spielten, bis einer weinte. Die sechs Autos: drei Niederländer, zwei Deutsche, ein Schwede. Das Sanitärgebäude: Zutritt nur mit Magnetkarte. Die vielen Bierkastenträger, abends hin, morgens zurück.
Der nächste Campingplatz schien von anderem Klientel besucht. Die Wege des Platzes mit Straßennamen bezeichnet, erinnerte er mich an die Fusion. Im Ferienkommunismus waren es eher linke Personen auf den Schildern, auf dem Campingplatz in Juliusruh sagte die Dresdner Straße alles. Auch hier gab es Jugendliche, sie machten am Strand ein Feuer aus Kiefern. Hätten sie es anbekommen, hätte es zehn Minuten gebrannt. Leider räucherte es nur.
Kurz vor unserem Letzten Campingplatz fuhren wir an einem Paar vorbei, was auf einer Bank pausierte. Schon älter und beide Räder nur so vollgepackt mit besten Radtaschen, Packsäcken… Beide trugen einen Outdoor-Sonnenhut, natürlich den gleichen. Wir trafen uns in Schaprode auf dem Campingplatz wieder. Ein kleiner, gemütlicher, sehr familiärer Platz. Das Paar stellte ihr Zelt ein paar Meter von unserem entfernt auf. Außerdem wurde ein Alu-Campingtischchen und für beide jeweils ein Höckerchen aufgestellt und auf das Höckerchen noch ein Sitzpolster deponiert. Abends gab es für jeden ein Glas Wein – selbstverständlich aus Camping-Weingläsern.
Am nächsten Morgen, während das Paar noch ihre Baugleichen Schlafsäcke auslüftete, fuhren Thilo und ich weiter, gemächlich, denn wir hatten nicht mehr viel zu fahren und es ging wieder nach Hause. Nach zehn Kilometern machten wir noch eine Pause, fragten einen Mann nach dem Weg und studierten noch ein bisschen die Karte, da kamen sie an: „Na, ihr seid ja noch nicht weit gekommen.“ Sie fuhren die Bundesstraße ohne Radweg weiter nach Bergen. Wir bogen irgendwann ab und schlugen uns durch halbverlassene Pfade, Drei-Seelendörfer und kamen nach einiger Zeit auch an in Bergen.
Ein großer Döner, ein Liter Sprite und ab nach Hause.
Natürlich gab es auch sehr coole Leute, so zwei bayrische Mädchen, die trotzdem den Weg wussten, zwei jüngere leute mit Cannondale-Rädern, ein nettes Paar, das einen ebenso netten Schnack mit uns hielt, in dem mir die Frau beibrachte, seine Wunden zur Desinfektion zu bepissen und viele vor uns fahrende Mädchen, bei denen es sich lohnte, sich ihrem Tempo anzupassen und die Aussicht zu geniessen. Thilo gefielen die besonders.
gabriel