Die Entscheidung, einige Tage früher nach Mexico zu fliegen und in D.F. (Distritio Federal) ein paar Tage zu verbringen, war durchaus tragbar. Mein Hostel hat alles, was man braucht, es ist sauber, frische Betten jeden Tag, kostenloses Frühstück und W-Lan bis aufs Zimmer. Die Gegend, La Condesa, ist ganz cool, es gibt viele gute Restaurants mit mehr oder weniger bezahlbaren Preisen, naja, für Mexico sind sie schon recht hoch. Außerdem gibt es jeweils einige Kneipen, Bars, Pubs und Clubs die zusammen eine gute Auswahl für die Abendbeschäftigung bieten. La Condesa ist schon so eines der gehobeneren Viertel, in kolonialistischem Stil, viele Bäume auf der Straße, mit Bike-Sharing und Apple-Reseller, der irgendwie 24/7 geöffnet hat, hab ich das Gefühl.
Das Bike-Sharing war ja schon Thema. Im Stadtverkehr, der nicht ganz so wie in Buenos Aires, aber immer noch heftig ist, war es eigentlich witzig zu fahren, nur sollte man echt doppelt schauen. Hätte ich einen Helm gehabt, hätte ich ihn diesmal höchstwahrscheinlich getragen. Im Bosque de Chapultepec, dem großen Park gleich um die Ecke, war es dagegen sehr angenehm zu fahren.
In Mexico D.F. wird zumindest versucht, Fahrräder unter die Leute zu bringen. Gleich zwei Sharing-Angebote, eines davon sogar kostenlos, und Sonntags ein großes Fahrrad- und Sport-Fest auf der Paseo de la Reforma, der Pracht-Allee vor Ort.
Durch eine Local-Connecce meines Bruders, die liebenswerte Punkerin Tania, habe ich einen kleinen Einblick in die alternative Szene Mexicos bekommen und in Tanias Stamm-Pulqueria Pulque genossen. Pulque ist ein dickflüssiges, alkoholisches Getränk aus dem Saft einer bestimmten Agave, pur geschmacklos, mit Zusätzen in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu haben. Ein Glas zum Abendbrot. Und wer noch eins trinkt, spart das Frühstück.
Sonntag war ich dann, nachdem ich einem aufgeschmissenen US-Amerikaner anscheinend ein Engel war, mit Tania im Castillo de Chapultepec, in dem das Museo Nacional de Historia beherbergt ist. Dort habe ich ein hammergeiles Decken-Gemälde gesehen und stand erstmal eine Minute mit weit aufgerissenen Augen und Kopf im Nacken mitten auf der Treppe.
In Mexico D.F. hat eigentlich fast alles touristische Montags geschlossen. Eine gute Gelegenheit, früh aufzustehen und nach Teotihuacan zu fahren. Nach einer guten Stunde Busfahrt durch die endlosen, bergauf wachsenden Vororte von Mexico D.F. gelangt man zu dieser imposanten Ruinenstadt aus der Zeit der Maya. Obwohl es auf dem überdimensionierten Freilicht-Museum in alpiner Höhe kaum Schatten gibt, bin ich abgesehen von meinen Geheimratsecken, die ich offensichtlich in dem Moment vergessen hatte, ohne Sonnenbrand davon gekommen. LFS 50, chacka. An die 10 Kilometer Umherlaufen in praller Sonne und Besteigen dreier Pyramiden: Ich konnte abends gut einschlafen.
Die geballte Information ging heute weiter: Museo Nacional de Antropologia. Fettes Ding mit unzähligen Exponaten der lateinamerikanischen Völker.
Abgerundet wird mein Urlaub durch das unheimlich beschissene Problem, dass mir der einzige Bankautomat, der mir Geld ausgezahlt hat, heute Abend auch den Rücken kehrt. Glückwunsch: du kommst nicht an dein Geld.
Und was jetzt?
Glücklicher Weise bin ich ab morgen wieder unter den Fittichen meines geschätzten Arbeitgebers. Um 9 Uhr geht der Flug nach Manzanillo.
gabriel